Seit dem 22.09.2019 darf sich eine neue Person stolz „Mitglied des Stammtisches Ruamzuzla“ nennen. Aber bevor wir das Geheimnis lüften, fangen wir von vorne an.
Das letzte Stammtisch-„Baby“ erblickte am 24.11.2012 das Licht der Ruamzuzla-Welt. Ganze sechseinhalb Jahre ist das mittlerweile schon her, als das damalige Stammtischküken Herzi seine Aufnahmeprüfung erfolgreich absolvierte. Heute ist er längst ein anerkanntes und nicht mehr wegzudenkendes Mitglied, der allen mit seiner stets guten Laune und einer gewissen Portion an gehobener Trinkfestigkeit Freude bereitet. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es nicht einfach ist, ein Baby zu erziehen. Nur durch harte und kontinuierliche Arbeit der kompletten Stammtischmitglieder konnte aus dem Herzi das werden, was er heute ist. Und darauf sind wir alle natürlich sehr sehr stolz.
Umso erfreulicher war es, als uns Vorstand Haydn Fabian mitteilte, dass er vor nicht allzu langer Zeit eine schriftliche Bewerbung im Briefkasten seines Ruamzuzla-Büros in Passau vorfand. Gespannt wie ein Regenbogen wurde beim Verlesen der Bewerbung darauf gewartet, welcher Name hinter dieser Bewerbung stecken möge.
Kein geringerer als Florian S., seines Zeichens bereits Freund und Gönner des Stammtisches, bat um die Aufnahme als neues Ruamzuzla-Mitglied.
Es wurde eine außerordentliche Sitzung einberufen, um darüber abzustimmen, ob dem angehenden Staatsdiener die Möglichkeit gegeben werden sollte, sich dem Stammtisch anzuschließen. Hierbei wurde als Location eine gemütliche Hütte auf dem Gipfel des Großen Arbers auserkoren. Denn allen war klar, dass man einen klaren Kopf brauchen würde, um eine solch folgenschwere Entscheidung zu treffen. Bei traumhaften Bedingungen (zumindest in der Hütte, draußen herrschte ein großes Unwetter) wurde einstimmig beschlossen, dem Flore keine Steine in den Weg zu legen und seinem großen Lebenswunsch nachzukommen.
Standesgemäß musste natürlich eine Aufnahmeprüfung auf die Beine gestellt werden, um es dem Flore einerseits nicht zu leicht zu machen und andererseits, um gewährleisten zu können, dass wirklich nur die Elite aus den potentiellen Bewerbern den Beitritt zum Stammtisch schafft. Ein weiterer, jedoch fast vernachlässigbarer, Grund für eine Aufnahmeprüfung könnte eventuell auch die Schadenfreude der anderen Stammtischmitglieder sein, die beim Zuschauen der jeweiligen Aufgabenerfüllung entstehen würde.
Nun gut, nach weiteren zwei außerordentlichen Stammtischen stand eine angemessene Aufnahmeprüfung.
So trafen am 22.02.2019, gegen 15:00 Uhr, alle Stammtischmitglieder pünktlich beim Stammtischlokal ein und genehmigten sich einen ersten Durstlöscher, da der Anwärter gleich an seinem ersten Tag etwas auf sich warten ließ. Jedoch konnte er nachvollziehbare Gründe hierfür liefern, welche die aufgeregten Gemüter zugleich beruhigen ließen.
Nach Ankunft im Gasthaus Waldeck durfte sich der Flore zugleich eine kühle Maß Bier schmecken lassen. Hierbei stellte sich überraschenderweise gleich das erste Problem dar, denn der Flore hatte kurz zuvor noch ordentlich gegessen, um eine entsprechende Unterlage für den bevorstehenden Tag zu haben. Doch der Flore ließ sich nicht lumpen und haute sich das kühle Blonde in den Gaumen.
Die zweite Prüfung, deutlich schwieriger als die erste, so zumindest hätten sich die Ruamzuzla das vorgestellt, bekam der Flore eine Delikatesse namens „Surströmming“ aus Schweden serviert. Wer nicht weiß, worum es sich hierbei handelt, der kann entweder googlen, oder sich damit zufriedenstellen, wenn er weiß, dass es sich um einen vergammelten Fisch handelt. Etliche Videos in YouTube etc. belegen den Schwierigkeitsgrad dieser Prüfung.
Der Flore jedoch verzog keine Miene, ließ sich durch rein gar nichts aus der Ruhe bringen, öffnete die Dose und verzehrte genüsslich ein schönes Stück von dem Hering.
Auch andere, waghalsige Stammtischmitglieder wollten daraufhin den Fisch probieren, was sich jedoch nicht für alle als Glücksfall herausstellen sollte, wie man kurze Zeit später an den farbigen Spuren im Schnee erkennen konnte.
Die nächste Challenge fand im Ortsteil Buchaberg statt. Dort stand ein verlassener Grand (hochdeutsch: Wasserbehälter od. Viehtränke). Flore hatte die einfache Aufgabe, sich solange in den Grand zu sitzen, bis er ein stehendes Kartenhaus gebaut hat. Gleich mal vorweg, er hat es geschafft, jedoch benötigte er für diese vermeintlich leichte Prüfung ganze 6 Minuten, was alle sichtlich etwas enttäuschte. Begründen wollte er diesen Ausrutscher mit einer billigen Ausrede, seine Hände hätten durch das eiskalte Wasser zu stark gezittert…
Anschließend durfte sich der Flore im angrenzenden Schützenheim beim Schießen mit einem Luftgewehr gegen die restlichen Stammtischmitglieder beweisen. Hierbei zog er nur minimal den Kürzeren und musste nur zwei kleine Schnäpse kredenzen, um Aufnahmeprüfung Nr. 4 erfolgreich hinter sich gebracht zu haben.
Beim Rückweg zum Stammtischlokal wurde ein alter Bekannter und zugleich Freund des Stammtisches Ruamzuzla zu Hause aufgesucht. Flore musste das Schönbrunner Urgestein lediglich fragen, ob er etwas dagegen hat, dass er dem Stammtisch der Ruamzuzla beitreten würde. Kurz und knackig wurde diese Frage mit „Na, des muasd eh saiwa wissen!“ beantwortet à Prüfung geschafft! (diese Prüfung hört sich für Außenstehende vermutlich sehr leicht an, war jedoch für den Flore die Prüfung, die ihn am meisten Überwindung kostete…)
Zu guter Letzt wurden die restlichen vier Prüfungen im Stammtischlokal, beim Fredy, angegangen.
Die sechste Aufgabe für den Flore sollte sein, dass er ein Referat hält über den Stammtisch Ruamzuzla. Hierbei soll er darauf eingehen, warum er beitreten möchte und wie er den Stammtisch bereichern könnte. Nach einer angemessenen Vorbereitungszeit präsentierte der Gymnasiallehrer eine mehr als zufriedenstellende und zeitlich sogar etwas ausufernde Vorstellung. Gelernt ist eben gelernt.
Die letzten drei Prüfungen sollten den Alkoholpegel des Anwärters nochmals deutlich anheben, denn es schien, als wäre er nahezu nüchtern, was allem voran dem Vorstand der Ruamzuzla deutlich missfiel.
Wie bereits erwähnt handelt es sich beim Flore um einen Lehrer, unglücklicherweise jedoch nicht für das Fach „Deutsch“. Es bot sich auf Grund seiner akademischen Fähigkeiten und seiner Rotstiftaffinität dennoch an, den Flore in Form eines Diktats auf seine Fähigkeiten mit der deutschen Sprache zu testen. Bei der Korrektur des Diktats mussten sehr sehr viele Fehler gefunden werden. Trotz des großzügigen Notenschlüssel (mit 30 Fehler hätte der Flore immer noch die Note 3 erreicht) kam der Flore nicht über eine „Mangelhaft“ hinaus. Als Strafe hierfür durfte er noch ein paar kleine Stamperl Schnaps zu sich nehmen.
Die vorletzte Prüfung sollte sich, nachträglich betrachtet, als kompletter Fehlschuss herausstellen, zumindest für den Anwärter. Gespielt wurde das Spiel „Wos hods?“. Die Regeln sind schnell erklärt, es werden beliebige Gegenstände ausgewählt, welche auf das Eigengewicht geschätzt werden sollen. Die Schätzung wird auf einem Zettel notiert, anschließend wird der Gegenstand gewogen und wer näher am tatsächlichen Gewicht dran ist, hat gewonnen. Flore durfte gegen jedes Stammtischmitglied einzeln antreten und bekam einige Schmankerl serviert. Was keiner ahnen konnte, der Flore hat schlichtweg kein Gefühl für Gewichte und verlor 7 von 8 Spielrunden. Das einzige Spiel, das er gewinnen konnte, war ausgerechnet gegen den Vorstand der Ruamzuzla. Es ging dabei um eine rohe Zwiebel, welche sich der Fabe anschließend genüsslich ins Kiefer schob.
Die allerletzte Prüfung sollte wieder einmal eine kleine Fragerunde sein. Bei falscher Antwort wartete auf den Flore ein Schoppen Bier. Für jedes Stammtischmitglied gab es eine Frage. 6 von 8 Fragen beantwortete der Flore falsch und durfte somit sechs Schoppen Bier leeren.
Und genau dieses letzte Spiel setzte dem Flore offensichtlich etwas zu, da er sich ab diesem Spiel an die nächsten Stunden nicht mehr erinnern kann. Und genau diese Stunden wären die wichtigsten vom ganzen Stammtisch gewesen. Denn er wurde vom Oberhaupt der Ruamzuzla mit einem Hochmoorgeist getauft und offiziell beim Stammtisch begrüßt.
Stunden später, als der Flore von seiner Freundin abgeholt wurde, fragte er sicherheitshalber nochmal nach, ob er denn jetzt überhaupt alles geschafft hat und beim Stammtisch dabei ist.
Ein wirklich gelungener und schöner Tag neigte sich in den frühen Morgenstunden dem Ende zu und der Stammtisch Ruamzuzla hatte die schwere Geburt hinter sich gebracht.
Wir freuen uns riesig, den Flore in unseren Reihen begrüßen zu dürfen und sind uns sicher, dass er unsere Stammtische bereichern wird.