Viele lieben es, viele verabscheuen es. Es wirkt gleichermaßen kommunikationsfördernd und kommunikationshemmend. Manche wollen nicht mit, einige können nicht ohne. Die Rede ist von Bier. Vier Buchstaben, die für manche nur ein Wort zur Beschreibung eines Getränkes ergeben, für andere ist es eine Lebenseinstellung. Heute, am Tag des Bieres begeben wir uns auf Spurensuche. Wodurch sich die geradezu majestätische Bedeutung des Bieres in Bayern begründet. Das Bier: Fluch oder Segen?
Halbnackte Australier die auf einer Wiese in ihrem Erbrochenem schlafen, Italiener die all ihr mühsam Erspartes zum Fenster rauswerfen und dabei gebetsmühlenartig von Amore sprechen oder überhebliche Nicht-Bayern (bayerisch: Preissn) die aussehen als würden sie die Hauptrolle bei den Mittelalterfestspielen in Bayreuth bekleiden oder als würden sie Faschingszeit vorverlegen wollen. Nein, dies sind keine Szenen aus einer RTL Reality Doku. Diesen Wahnsinn erleben wir Jahr für Jahr auf der Münchener Theresienwiese. Und wo könnte man mehr über das Thema Bier erfahren als auf dem größten Volksfest der Welt.
Verständlich, dass Anwohner, Ordnungskräfte oder Angestellter des Münchner Nahverkehrs einen Groll gegenüber des übermäßigen Bierkonsums hegen. Diesen Leuten sei aber an Herz gelegt, dass ein 16 Jähriger nachdem er eine Maß geext hat, gefeiert wird wie Mario Götze bei seinem WM Siegtor hat so gar nichts mit dem 1516 erlassenem bayerischen Reinheitsgebot zu tun. Dies ist eher der Sensationsgeilheit bzw. Dummheit der handelnden Personen geschuldet, wodurch aber das typisch bayerische Gebräu einen negativen Touch erhalten hat.
Um beim Thema Oktoberfest zu bleiben, sehen wir uns auch die Kehrseite der Medaille an. Auch zu finden sind die "guten" Wiesnbesucher. Die, die bei einem Hendl oder Schweinshaxn gemütlich eine Maß Bier trinken. Getreu dem Motto: " Jetzt dring ma erst moi oane und dann schauma weida." Mit dieser Szenerie verbinden wir das typische bayerische Lebensgefühl, das tagtäglich in unseren Wirtshäusern gelebt und geliebt wird. Dahingehend kann man argumentieren, dass das bayerische Bier ein nicht unwichtiger Bestandteil der bayerischen Lebenskultur darstellt. Somit schließen wir uns den Ägyptern an, die haben schon damals Bier als Grundnahrungsmittel für das gesamte Volk gesehen.
Die einleitende Frage ob Bier nun Fluch oder Segen darstellt können wir eindeutig beantworten. Die negativen Erfahrungen sind hauptsächlich der Lust nach Spektakel geschuldet. Blicken wir aber ins tägliche Leben erkennen wir wie eng verbunden die bayerische "Mia san Mia" Mentalität und das Bier sind. Aus diesem Grunde kann man auch sagen, dass Bayern das Land des Bieres ist ohne dies in irgendeiner Art und Weise negativ zu sehen.
Auch rein statistisch betrachtet spielt der Gerstensaft eine entscheidende Rolle im Freistaat. Nicht nur, dass wir das meiste Bier im bundesdurchschnitt vertilgen, nein auch in Sachen bierbrauen sind wir der absolute Spitzenreiter. Doch gerade beim verköstigen scheiden sich die Geister. Jeder hat seine Lieblingsmarke die er mit Leib und Seele verteidigt. Um diesen ewig währenden Streit über Geschmack und Genuss ein für alle Mal zu beenden, haben wir im Stammtisch die Vor- und Nachteile diskutiert. Obwohl wir natürlich regional Produkte bevorzugen sind wir zum einstimmigen Beschluss gekommen, dass das beste Bier immer noch das Freibier ist.
Deshalb feiern wir am heutigen 23. April 2015 den 499 Jahrestag des bayerischen Reinheitsgebots und zugleich den „Tag des Bieres“.
In diesem Sinne: Prost!!