Wie bereits auf ruamzuzla.de berichtet wurde, befindet sich ein Kumpan der Stammtisch-Mitglieder seit März in Tirana, Albanien. Vor allem der Schatzmeister Michael Haydn drängt schon seit Monaten auf einen Lagebericht aus dem Land des zweiköpfigen Adlers – dem soll nun Genüge getan werden.
Gastautor Flori Schreiner berichtete bereits von der Reise von Felix ("I bin dan amoi weg") - Hier gehts zum Artikel
Dass die Ruamzuzla allesamt feingeistige, hochsensible Wesen mit jeweils komplexen, sehr speziellen Persönlichkeiten sind, sollte jedem Kenner des Stammtisches bereits aufgefallen sein. Deshalb soll nun kein 0815-Reisebericht folgen – sondern: Land und Leute werden genauestens darauf geprüft werden, ob sie denn den Bedürfnissen der Rübensauger genügen. Ein Test, dessen Schwierigkeitsgrad kaum zu überbieten ist. Es folgt ein Ruamzuzla-Reisecheck.
Was einem wohl als Erstes auffällt, wenn man sich in der albanischen Hauptstadt Tirana bewegt, kann man euphemistisch Kabelsalat nennen, der in fast jeder Straße über den Köpfen wuchert. Ein Albtraum für Beisitzer und Elektriker Bastian Poxleitner, dessen Herz bei diesem Anblick bluten muss – allerdings wäre ein Arbeitsplatz für ihn auf Lebenszeit (und wohl über Generationen hinweg) gesichert, würde er sich entschließen, hier mal aufzuräumen.
Trotzdem ist die Stromversorgung (meistens) gut und auch das Internet ist um einiges schneller als in der Heimat der Ruamzuzla, wobei sich angeblich mittlerweile auch dort einiges getan hat und sogar die letzten Ecken (Kläranlage!) nicht mehr drei Tage auf ein 10-Sekunden-Youtube-Video warten müssen.
Und eine gute Internet- und Fernsehqualität ist in Albanien wichtig, denn hier wird täglich rund um die Uhr Fußball geschaut – ob italienische, englische oder schwedische (worauf sonst sollte man im Sommer wetten, wenn die anderen Spielklassen Pause haben) Liga. Natürlich ist auch die Bundesliga stark vertreten, sodass sich die S04-Ultras des Stammtisches um Manuel Hirner keine Sorgen machen müssten, Spiele ihres Vereins zu verpassen. Ab und an wird das Niveau sogar so drastisch heruntergeschraubt, dass der HSV übertragen wird.
Vor allem die weibliche albanische Bevölkerung ist mit nur einem Handy nicht zufrieden, es müssen schon zwei sein. Der Miiich sollte sich deshalb ernsthaft überlegen, eine Wensauer-Außenstelle einzurichten.
Schriftführer Thomas Pauli würde einen Kulturschock erleben, sähe er die Arbeit der örtlichen Polizei. Ein Großteil des Aufgebots wird nämlich darauf verwendet, an vielbefahrenen Kreuzungen zu stehen und dort genau das mit Pfeife und Kelle anzuzeigen, was 2 Meter weiter bereits auf einer Ampel steht. Das führt häufig zu mehr Verwirrung als dass es in irgendeiner Hinsicht hülfe. Andererseits wäre diese Tätigkeit vom Schwierigkeitsniveau her genau auf unseren Paulsen zugeschnitten.
Dies führt direkt zu einem weiteren, äußerst erwähnenswerten Kapitel des albanischen Großstadtlebens: Zum Verkehr. Auch Straßenraudi Christoph Herzberger würde erst einmal schlucken müssen, würde er mit der albanischen Fahrpraxis konfrontiert werden. Vor allem an Kreuzungen und Kreisverkehren erkennt man auf den ersten und zweiten Blick keine wirklichen Regeln. Häufig scheint derjenige Vorfahrt zu haben, der das unverschämteste und krankeste Fahrmanöver ausführt – was wiederum fürn Herzi genau richtig wäre.
Hat man sich an den Fahrstil gewöhnt, sind auch Fahrten aus der Hauptstadt heraus möglich. Und die sind unbedingt zu empfehlen. Vor allem die Küstenabschnitte im Süden des Landes sollte man gesehen haben – tiefblaues Meer ersteckt sich unter 2000 Meter hohen Bergen. Für die Unterhaltung des Outdoor-Experten Fabian Haydn wäre damit gesorgt. Viele Clubs aus der Hauptstadt ziehen in den Sommermonaten in die Dörfer und Städtchen am Meer, sodass auch dort für ein, zwei abendliche Drinks erhältlich sein sollten – über die Qualität kann aber erst in ein paar Wochen nach persönlicher Recherche ein Urteil abgegeben werden.
Für den Weinkenner Christian Kainz ist es eine Hiobsbotschaft, dass vor allem der albanische Weißwein noch zu wünschen übrig lässt. Beim Rotwein hat sich in den letzten Jahren wohl einiges getan, ein ordentlicher Sauvignon Blanc oder Chardonnay, von dem der Kainz sich gerne ein kleines Gläschen (garniert mit Petersilie und Zwiebeln) genehmigt, dürfte allerdings schwer zu finden sein. Trösten kann er maximal mit ein wenig Raki, den man so gut wie überall (selbstgebrannt) bekommt und an dem auch in den Restaurants nicht gespart wird.
Das Nahrungsangebot reicht von italienischer Kost über günstige Meeresfrüchte von tadelloser Qualität bis zu traditionell albanischen Gerichten wie z.B. dem gegrillten Schafskopf. Auch Fast Food wie Döner oder Hamburger (in Albanien gibt es keinen McDonald's oder KFC, dafür aber den weltweit bekannten Albania Fried Chicken) bekommt man problemlos. Andreas Schuster, der sich nach Aufenthalten in Tanzlokalen nur zu gern einen Döner in den Kadaver pumpt, dürfte sich trotzdem nicht ganz heimisch fühlen: Döner gibt es hier standardmäßig mit Pommes – mit Glück sind die warm – und Fleisch zum Inhalt, auf Schärfe wird komplett verzichtet.
Insgesamt bleibt jedoch zu sagen: Shqiperia (albanisch für Albanien) ist auf jeden Fall einen Besuch wert – auch für Ruamzuzla. Die Gastfreundlichkeit der Menschen ist nahezu grenzenlos und einem wird immer geholfen, wenn man fragt – und manchmal sogar, wenn man nicht fragt. Vielleicht verschlägt es irgendwann doch noch den ein oder anderen auf den westlichen Balkan. Ein Beratungsgespräch auf der Herbstdult wurde bereits vereinbart, sodass dort eventuell ein Stammtisch-Beschluss gefällt werden könnte. Bis dahin verbleibe ich mit herzlichen Grüßen aus dem Land der Farben Rot und Schwarz.
Mirupafshim!